Filme, Menschen – und andere Seltsamkeiten: VIDEOEX

Redaktion Kyros Kikos
Redaktion Kyros Kikos

Das einzigartige Festival für audiovisuelle Experimente feiert seine 26. Auflage.

2013 wurde ich von einem Festival in Belgrad eingeladen, ein Programm mit aktuellen Schweizer Experimentalfilmen zu präsentieren. Bei meiner Recherche entdeckte ich «After» der Künstlerin Pauline Julier und war sofort angetan vom Film. Trotz, oder eher wegen seiner Schlichtheit. In nur drei visuellen Motiven – Feuerwerk, Hausbrand, blauer Himmel – samt eingesprochener Gedanken zu Aussagen des Schriftstellers David Foster Wallace, wird die Gefühlslage unserer postmodernen Gegenwart treffend eingefangen: Der Party-Exzess ist vorüber, verkatert registrieren wir die Folgen der Verwüstung und hadern mit unserer Verantwortung. Etwas mehr als  zehn Jahre später scheint diese Befindlichkeit aktueller denn je.

Wunderbar, dass VIDEOEX den Arbeiten von Pauline Julier dieses Jahr ein dreiteiliges Programm widmet. 
Ebenfalls wunderbar, der überwiegend weibliche internationale Fokus des Festivals:

Videoex Festival 2024: CH-Fokus: Pauline Julier

Kunstraum Walcheturm

Videoex Festival 2024: CH-Fokus: Pauline Julier

Drei Programme mit Filmen der Preisträgerin des Swiss Art Award 2021 und 2010

Länderschwerpunkt Vietnam

Aus Vietnam, dem diesjährigen Länderschwerpunkt, werden gleich zwei Filmemacherinnen in Specials vorgestellt: 

Nguyễn Trinh Thi, die Pionierin des vietnamesischen Independent-Kinos, gilt durch den thematischen Umgang mit Geschichte, Nationalismen und Gesellschaftskonstrukten ihres Heimatlandes als die bedeutendste zeitgenössische Videokünstlerin Vietnams.

Videoex Festival 2024: Artist Focus: Nguyen Trinh Thi

Kunstraum Walcheturm

Videoex Festival 2024: Artist Focus: Nguyen Trinh Thi

In zwei Programmen sind vier Filme von Nguyen Trinh Thi zu sehen, die sich mit kolonialer Geschichte, Deutungshoheit und Erinnerung befassen

Trinh T. Min-ha

Trinh T. Min-ha lebt seit den 70ern in den USA, ist Autorin, Komponistin, Professorin für Frauen- und Genderstudien und macht seit über 30 Jahren Filme, deren prägende Themen kulturelle Identität, Geschlechterrollen und Kolonialismus sind und von denen etliche mit Filmpreisen ausgezeichnet wurden.

Videoex Festival 2024: Artist Focus: Trinh T. Minh-ha

Kunstraum Walcheturm

Videoex Festival 2024: Artist Focus: Trinh T. Minh-ha

Vier poetisch-politische Filme von Trinh T. Minh-ha, prägend für das feministische und postkoloniale Film- und Kunstschaffen der letzten 40 Jahre

Basma al-Sharif

Sehr gespannt bin ich auf die Programme zu Basma al-Sharif. Die Künstlerin mit palästinensischen Wurzeln kann getrost als «international» bezeichnet werden: geboren in Kuwait, aufgewachsen in Frankreich, Gaza und den USA, lebt sie derzeit in Berlin. Wenig überraschend, bezeichnet sie ihre Arbeitsweise als nomadisch und befasst sich filmisch u.a. mit Fragen der Heimatlosigkeit, Identität und kollektiver Erinnerung, wobei sie einen feinen Sinn für Satire, Poesie und technische Experimentierfreude beweist.

Videoex Festival 2024: Artist Focus: Basma al-Sharif

Kunstraum Walcheturm

Videoex Festival 2024: Artist Focus: Basma al-Sharif

Drei Programme mit Filmen der palästinensisch-amerikanischen Filmemacherin Basma al-Sharif über Heimatlosigkeit, Trauma, Geschichte und Geografie

Aura Satz

Ebenfalls gespannt bin auf das Special zu Aura Satz. Die Künstlerin, in Barcelona geboren, in London lebend, verbindet schon seit Jahren ihre filmische Beschäftigung mit Musik, Akustik und Soundtechnologien mit ihrem Interesse am Feminismus. VIDEOEX zeigt ihren neuesten Film «Preemtive Listening», der sich mit Funktion, Bedeutung und Sinnbildlichkeit von Sirenen befasst.

Videoex Festival 2024: Special: Aura Satz

Kunstraum Walcheturm

Videoex Festival 2024: Special: Aura Satz

Preemptive Listening von Aura Satz - Gewinner des New:Vision Award am CPH:DOX

Wu Tsang

Eine alte Bekannte dürfte in Zürich die US-Amerikanerin Wu Tsang sein, war sie doch zur auslaufenden Intendanz von Nicolas Stemann und Benjamin von Blomberg Hausregisseurin am Schauspielhaus Zürich. Ob ihre queer-feministische Kritik an den traditionellen kulturellen Lesarten in ihren Filmen genauso rüberkommt wie in ihren Inszenierungen am Theater, kann in den zwei Spezialprogrammen des Festivals herausgefunden werden

Videoex Festival 2024: Specials: Wu Tsang

Kunstraum Walcheturm

Videoex Festival 2024: Specials: Wu Tsang

Der legändere "Wilderness" als Nocturne und ein zweites Programm mit Kurzfilmen von Wu Tsang

Von Kyros Kikos am 23. Mai 2024 veröffentlicht.

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