«Tschau Zürich!»

Zum Ende dieser Theatersaison stehen sowohl dem Schauspielhaus als auch der Gessnerallee ein Intendanz-Wechsel bevor. Eine Übersicht, wie ihr jeweiliges Abschiedsprogramm aussieht, was demnächst auf dem Programm steht und was sich die Intendant:innen für die Zürcher Kulturlandschaft wünschen.

Gessnerallee: Michelle Akanji und Juliane Hahn

Wie habt ihr euer Abschlussprogramm zusammengestellt? 
Joshua Wicke und Paula Thomaka von der Programmgruppe: Das Festival bildet die unterschiedlichen Programmstrecken der letzten vier Jahre ab: Internationale Gastspiele, Gäst:innen aus anderen Sprachregionen der Schweiz, lokale Wiederaufnahmen und Koproduktionen. So sind einige Künstler:innen dem Haus schon lange verbunden, mit Young Boy Dancing Group, James Massiah und lo.me gibt es drei neue Begegnungen mit dem Haus. Mit den lokalen Künstler:innen Simone Truong und Lukas Sander sowie den Gastspielen von catol teixiera und Ariel Efraim Ashbel and friends kehren Altbekannte an die Gessnerallee zurück. 

Welche zwei Stücke sollten die kulturzüri-Leser:innen noch sehen?
Wicke und Thomaka: Mit Young Boy Dancing Groups YBDG 2024 Dining hat die Gruppe, die seit 2014 tourt, ihre erste Koproduktion mit einem Zürcher Haus. Ihre Arbeiten verbinden choreografische Elemente und Improvisation zu bacchantischen, transgressiven Performances – jetzt kommt noch Essen dazu. Und zwar im Gemeinschaftsgartenprojekt Grünhölzli. 

Nachdem Catol Teixeira mit dem herausragenden choreografischen Solo La peut entre les doigts schlagartig die Aufmerksamkeit der internationalen Tanz- und Performancelandschaft auf sich gezogen hat, kehrt Catol nun mit der sich ständig transformierenden Arbeit Zona de derrama first chapter an die Gessnerallee zurück. Es ist eine Ode an die Momente des Übergangs und der Verwandlung. 

Wollt ihr den kulturzüri-Leser:innen zum Abschied noch etwas mitteilen?
Akanji und Hahn: Einander Zuhören: Auch nach 20 Programmzyklen ist dieser Wunsch heute mehr denn je gültig. Die Gesellschaft spaltet sich entlang neuer Trennlinien, Pandemien, Kriege und Krisen bringen mehr Leid und lange dagewesene (Un-)Sicherheiten an die Oberfläche – im Kleinen und im Grossen. Wir verlassen dieses Haus in einer herausfordernden Zeit, auf die die Gessnerallee auch in Zukunft künstlerisch reagieren wird müssen. 

Schauspielhaus Zürich: Benjamin von Blomberg und Nicolas Stemann

Wie habt ihr euer Abschlussprogramm zusammengestellt? 
von Blomberg und Stemann: Es war eine bewegte Zeit und wir wollen sie in Form eines einwöchigen Abschlussfestivals feiern, mit unserem Publikum, dem Ensemble, unseren Hausregisseur:innen und allen Mitarbeiter:innen. Ähnlich wie bei unserem Eröffnungsfestival vor fünf Jahren wird jede:r aus der Gruppe der Hausregisseur:innen, mit denen wir uns in den vergangenen fünf Jahren verbunden haben, eine für sie wichtige Arbeit zeigen, die am Schauspielhaus Zürich entstanden ist. Wir zeigen insgesamt 10 Dernièren während des Festivals. Diese werden gerahmt von Konzerten, Happenings, Vernissagen, Reden, Ritualen, Talks, Apéros, Picknick, Pizza-Plausch, dem Happy End Brunch, einer Kostüm- & Requisitenauktion – und zum Schluss laden wir zum grossen Fest am 8. Juni 2024, zur «House of Wokeness»-Party!

Welche Stücke sollten die kulturzüri-Leser:innen noch sehen?
von Blomberg und Stemann: Heute Abend zeigen wir die Dernière von Sonne, los jetzt! von Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek. Für diese letzte Aufführung auf Erden wird Regisseur Nicolas Stemann die Sonne in die Nacht hinein verlängern mit einer apokalyptischen Jam Session Sonne Extended – Das Ende zusammen mit Elfriede Jelinek – sie hat zum Ende der Intendanz eine Rede geschrieben – und anderen Kompliz:innen. Zuvor schaltet sich ein veritabler Weltstar der digitaltechnologischen Zukunft in den Pfauen: James Bridle wird die Notwendigkeit von Disruption, den Mut zur Ehrlichkeit und die Dunkelheit des neuen Zeitalters denkend umkreisen. Am Samstag haben Besucher:innen zudem die letzte Gelegenheit, die Kultinszenierung Schneewittchen Beauty Queen zu sehen, mit Kostümverleih davor und Pizza-Plausch danach für die ganze Familie sowie Liebes Arschloch von Virgine Despentes mit einem Referat für Überforderte von Anna Rosenwasser vor der Vorstellung. Dann am Sonntag heisst es ein letztes Mal jetzt, jetzt, jetzt von Suna Gürler. Zum Abschluss übernimmt eine Gruppe junger Menschen den Pfauen.

Wollt ihr den kulturzüri-Leser:innen zum Abschied noch etwas mitteilen?
von Blomberg und Stemann: Wir sind dankbar für diese aufregende Zeit und wünschen ihnen und der Stadt Zürich in Zukunft eine mutige Kulturpolitik, die nicht gleich alle Grundsätze über Bord wirft, wenn es mal schwierig wird. Und nun heisst es: Ade! und vielleicht sehen wir uns ja – ein andermal, zu anderen Gelegenheiten, an anderen Orten. Das wäre schön. Tschau Zürich!

Die letzte Spielzeit

Sowohl beim Opernhaus als auch beim Theater Neumarkt bricht im September 2024 die letzte Spielzeit an, bevor es in den beiden Häusern dann ebenfalls einen Intendanzenwechsel gibt.

Theater Neumarkt

Der Walliser Mathieu Bertholet wird die Intendanz des Theater Neumarkt auf die Spielzeit 25/26 von Hayat Erdoğan, Tine Milz und Julia Reichert übernehmen. Grund genug, auch hier wieder einmal ins Programm zu blinzeln. Hier steht «Valbella» noch dreimal auf dem Programm, aber auch «Vanilla Sex» und bis Ende Saison «Grete Steffin und Brecht und du»

Opernhaus

Bevor Matthias Schulz die Leitung des Opernhauses von Andreas Homoki im Herbst 2025 übernimmt, werden am Sechseläutenplatz aber zuerst noch einmal ein paar Klassiker gezeigt, etwa «Der fliegende Holländer» von Wagner, «Ariadne auf Naxos» von Richard Strauss, Georg Friedrich Händels «Serse» oder «Madama Butterfly» von Giacomo Puccini. Mitte September lädt das Opernhaus mit einem spektakulären Programm Kinder wie Erwachsene, begeisterte Opern-Fans wie -Neulinge zum Eröffnungsfest der Saison 24/25.

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Opernhaus Zürich

Eröffnungsfest

Ein festlicher Tag für die ganze Familie – für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, sowohl für Opernkennerinnen und Ballettfans als auch für ...

14.09.2024  |  10:00 Uhr

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Opernhaus Zürich

Ariadne auf Naxos

Oper in einem Aufzug nebst einem Vorspiel von Richard Strauss (1864–1949)
Libretto von Hugo von Hofmannsthal

22.09.2024  |  19:00 Uhr

Weitere Daten vorhanden

Foto: Herwig PrammerHerwig Prammer

Opernhaus Zürich

Serse

Dramma per musica in drei Akten von Georg Friedrich Händel (1685-1759)Unbekannter Librettist nach einem von Silvio Stampiglia bearbeiteten Operntext ...

29.09.2024  |  20:00 Uhr

Weitere Daten vorhanden

Foto: T+T Fotografie / Toni Suter + Tanja DorendorfT+T Fotografie / Toni Suter + Tanja Dorendorf

Opernhaus Zürich

Der fliegende Holländer

Romantische Oper in drei Aufzügen von Richard Wagner (1813-1883)
Libretto vom Komponisten

21.11.2024  |  19:00 Uhr

Weitere Daten vorhanden

Foto: T+T Fotografie / Toni Suter + Tanja DorendorfT+T Fotografie / Toni Suter + Tanja Dorendorf

Opernhaus Zürich

Madama Butterfly

Tragedia giapponese in zwei Akten von Giacomo Puccini (1858-1924)Libretto von Giuseppe Giacosa und Luigi Illicanach Pierre Loti, John Luther Long und ...

22.12.2024  |  13:00 Uhr

Weitere Daten vorhanden

Veröffentlicht am 06. Juni 2024.

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